Der Standort und die Gebäude des Historischen Museums schlagen bereits eine Brücke zum Thema Preußen. Das Museum befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Ravensberger Spinnerei.
Die ab 1855 errichtete Fabrik mit ihren zahlreichen Nebengebäuden, eingebettet in eine historische Parkanlage, zählt heute zu den herausragenden Industriedenkmalen in Nordrhein-Westfalen. Das eindrucksvolle "Fabrikschloss", das dem Historischen Museum gegenüberliegt, verbindet den Stil preußischer Schlösser wie Babelsberg mit der Funktionalität englischer Spinnfabriken. Dieser geschichtsträchtige Ort war in den 1970er Jahren vom Abriss bedroht. Mehrere Bürgerinitiativen kämpften, letztlich erfolgreich, für den Erhalt des Ensembles. 1994 konnte das Historische Museum der Stadt Bielefeld in mehreren denkmalgeschützten Gebäuden, die durch moderne Zwischenbauten verbunden sind, einziehen.
Bielefeld war der Hauptort der Grafschaft Ravensberg. Nach dem Aussterben der Herzöge von Kleve 1609 fiel sie an Brandenburg-Preußen. Die Herstellung von Leinen und der Leinenhandel machten sie zu einer wichtigen Gewerberegion. Die preußischen Herrscher sorgten für eine Qualitätskontrolle des Leinens, um nicht zuletzt den Export zu fördern, und machten Bielefeld zum Hauptumschlagplatz. Im 18. Jahrhundert setzte der Staat eine Verbesserung der Bleichmethoden durch, um die internationale Konkurrenzfähigkeit zu erhalten. Seit den 1830er Jahren drängte er auf die überfällige Industrialisierung des Leinengewerbes. Das Historische Museum zeigt in seiner ständigen Ausstellung Originalobjekte aus der Geschichte des Leinengewerbes wie den eindrucksvollen Tisch der Leinwandschau (Legge). Außerdem werden die Garnison, die Landstände, Kirche und Verwaltung sowie die Auswirkungen des Siebenjährigen Kriegs auf die Stadt thematisiert.